Workshop "Reflexion in der Tutoriellen Lehre als Medium zur Professionalisierung angehender Lehrer*innen"

Workshopleitung: Lea Belz, TU Darmstadt sowie Patrick Wölfelschneider, TU Darmstadt

Datum: Freitag, 17. 5. 2019 10:30-12:00 Uhr

Raum: S103/161

Abstract:

An der TU Darmstadt wurde ab dem WiSe 2017/18 ein innovatives, außerschulisches Praxismodul eingeführt, welches die Interdisziplinarität der Lehramtsstudierenden aufgreift und durch die Implementierung im neuen MINT- orientierten Lehramtsstudiengang (LaG MINTplus) zur nachhaltigen Verstetigung der Tutoriellen Lehre beiträgt. Das Modul Praxisphase II zielt auf eine Vernetzung von Theorie und Praxis ab und soll dadurch den Professionalisierungsprozess angehender Lehrkräfte fördern.

Die Praxisphase II nimmt die interdisziplinären Besonderheiten der fachspezifischen Tutorienformen (bspw. Laborgruppen, Projekte, Seminare, Übungen, vorlesungsbegleitende Tutorien, etc.) ernst und ermöglicht gleichzeitig eine Basis für den gemeinsamen Austausch. Die Qualifizierung der angehenden Tutor*innen orientiert sich am aktuellen wissenschaftlichen Diskurs und rekurriert auf die Verbindung aktueller Professionstheorien (strukturtheoretisch, kompetenztheoretisch, berufsbiographisch). In Verbindung mit Reflexion als zentralem Element professioneller Handlungskompetenz, sollen die Studierenden für ihre spezifischen Praxiseinsätze qualifiziert werden und zudem die Möglichkeit erhalten die praktischen Erfahrungen zu reflektieren und strukturiert aufzuarbeiten. 

Das parallel zum Praxiseinsatz verlaufende Reflexionsseminar bietet den Rahmen zur direkten Verknüpfung von theoretischer Grundlage zur erlebten Praxis. Diese (Weiter-) Entwicklung der professionellen Haltung formt das Professionsverständnis im angestrebten Lehrberuf. Die Dokumentation dieser individuellen Entwicklungsprozesse innerhalb eines Portfolios ermöglicht den Studierenden diese Prozesse bewusst zu verfolgen und aktiv zu bearbeiten. Indem die Tutor*innen über die Bedingungen und Prozesse des eigenen Denkens wissen, können sie eine kritische Distanz aufbauen und auf dieser Basis neue Perspektiven und Lösungsansätze entwickeln. (vgl. Hager 2009, S. 2) Individuelle Erfahrungen aus den praktischen Lehr-/Lernsituationen werden aufgegriffen und dienen als Fallbeispiele. Mit der Methode der Kollegialen Fallberatung (vgl. Frey, Herbst, 2015, S. 125- 135) sollen Reflexionsprozesse der Studierenden angestoßen werden, welche den Perspektivwechsel von Schüler*innen zu Lehrer*innen fördern soll. Die Fallarbeit ermöglicht es den Tutor*innen zudem, fachliches Wissen und didaktische Theorien zur Lösung praktischer Probleme einzusetzen. Außerdem können auf diese Weise implizite subjektive Theorien einer pädagogischen Handlung sichtbar gemacht und in den weiteren Reflexionsprozess überführt werden. (vgl. Goeze / Hartz 2008, S. 68f) Gleichzeitig stellt die Fallarbeit eine Verknüpfung von allgemeindidaktischen, fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Inhalten her und ermöglicht den Studierenden auf diese Weise ihre interdisziplinären Erfahrungen mit den einzelnen Wissensgebieten zu verknüpfen (vgl. Blömeke 2002, S. 257). 

Innerhalb unseres geplanten Workshops möchten wir dieses Modell der Tutorieller Lehre in die Lehrkräfteausbildung am Beispiel der Praxisphase II der TU Darmstadt kurz vorstellen und mit einem breiten Fachpublikum in den Austausch treten. Das Ziel des Workshops ist die Diskussion der eigenen Erfahrungen im Umgang mit Tutorieller Lehre sowie den Möglichkeiten einer nachhaltigen Verstetigung. Gleichzeitig stellt die curriculare Verankerung im Lehramtsstudiengang auch eine Herausforderung in interdisziplinärer Perspektive dar, die wir gerne mit den anwesenden Teilnehmer*innen diskutieren möchten. Hier soll es primär um die Frage gehen, wie eine gemeinsame Ausgangsbasis/Qualifizierungsbasis bei gleichzeitiger Anerkennung der unterschiedlichen fachlichen Zugänge und fachspezifischen Praxisfelder gewährleistet werden kann. Der Schwerpunkt dieses methodisch angeleiteten Workshops liegt dabei auf dem Thema der Reflexion als zentralem Professionalisierungselement angehender Lehrkräfte.

© Dr. Guido Roessling 2018