Vielfalt statt Monokultur: Diversität als Chance für eine gute Lehre - Ansätze und Erfahrungen aus der Mathematik

Keynote von Anina Mischau, FU Berlin

Datum: Freitag, 17. 5. 2019 9:15-10:15 Uhr

RaumS103/161

Abstract:

In Leitlinien, Zielvereinbarungen und Empfehlungen von Hochschulen oder von entsprechenden institutionell verankerten Stellen zur Qualitätssicherung in Studium und Lehre wird – ausgehend von einem mehrdimensionalen Diversitätsverständnis – inzwischen eine (stärkere) Berücksichtigung der Heterogenität der Studierenden in der Hochschulausbildung akzentuiert. Und auch bei Dozierenden selbst wächst das Bewusstsein und durchaus auch die Bereitschaft, diese Diversität bei der organisatorischen, didaktischen und vielleicht auch inhaltlichen Gestaltung ihrer Lehrveranstaltungen zu berücksichtigen – im Sinne und mit der Intention der Umsetzung von „guter Lehre“. Vor diesem Hintergrund haben in den letzten Jahren Diskussionen, die Entwicklung von Ansätzen und die Erprobung von Best Practice Beispielen für eine diversitysensible oder diversityreflektierende Hochschullehre deutlich zugenommen.  

Betrachtet man diese Diskurse und Ansätze genauer, so fällt auf, dass sie überwiegend in den Sozial-, Geistes- und/oder Kulturwissenschaften geführt und aus diesen heraus entwickelt werden. Entsprechend fokussieren sie auch auf dort bereits weit verbreitete Lehrformate (z.B. Seminare), Lehrmethoden (z.B. auch Gruppenarbeit, Studienprojekte usw.) oder Lehrinhalte. 

Ist es möglich, diese Diskurse und Ansätze auch für die Lehre in einer Disziplin wie Mathematik fruchtbar zu machen? Einer Disziplin also, in deren Selbstverständnis (bislang weitgehend) soziale Kategorien weder bei der Entstehung noch bei der Vermittlung von Wissen eine „nennenswerte“ Rolle spielen. Einer Disziplin, in der es zwar auch Seminare gibt, deren dominantes Lehrformat aber nach wie vor die dozierendenzentrierte Vorlesung ist, in der gerade in den Studieneingangs- und/oder Pflichtveranstaltungen nicht selten zwischen 50 und 150 Studierende sitzen. Ist dies möglich und wenn ja, wie? Diese Frage soll aufgenommen und anhand einiger Beispiele und eigener Lehrerfahrungen „beantwortet“ werden, wobei es darum geht, sowohl Möglichkeiten aufzuzeigen als auch Grenzen zu benennen.

© Dr. Guido Roessling 2018